Arthausen
Stadtentwicklung
Ehemaliges Problemviertel mausert sich zum kulturellen Hotspot
Augsburg/Oberhausen
Die Gentrifizierung des ehemaligen Problemviertels schreitet voran. Nach dem »Kulturwerk Gaskessel« soll nun auch noch Europas größtes »Freilichtmuseum« für Street-Art in Oberhausen entstehen.
Der ehemalige »Problemstadtteil« Oberhausen entwickelt sich immer mehr zu einem kulturellen Hotspot in Augsburg. Mit zweijähriger Verspätung zum ursprünglichen Plan ging das »Kulturwerk Gaskessel« im vergangenen August an den Start – gleichzeitig mit neuen Buslinie, die das Kulturwerk direkt mit dem Königplatz verbindet. Das hat schon jetzt deutlich spürbare Auswirkungen auf den gesamten Stadtteil. Insbesondere um den Gaskessel und in den innenstadtnahen Bezirken des Viertels ist eine immense Belebung spürbar. Das Konzept scheint aufgegangen. Das Kulturwerk ist ein Magnet für Kulturschaffende, für Besucher und für die Kreativwirtschaft geworden – mit überregionaler Ausstrahlung. Dadurch dass die Stadt, anders als ursprünglich vorgesehen, direkte Betreiberin ist, konnte nämlich (durch Instrumente wie sozial und nach Nutzungsart gestaffelte Mietpreise sowie der großzügigen Förderung von Alternativkultur) ein Ort geschaffen werden, der nicht nur Impulse für die lokale Kreativwirtschaft gesetzt hat, sondern auch und gerade Kulturformen jenseits des Mainstream einen Ort gegeben hat. Das hat u.a. dazu geführt, dass viele Ex-Augsburger Künstler ihr Berliner Exil verlassen haben und zurück in ihre Heimatstadt gekehrt sind. Dabei haben sie viele Kollegen mitgezogen. Und auch immer mehr Besucher aus Nachbarstädten wie München, Ulm und Stuttgart zieht es in das Kulturwerk, wobei sie auch das Viertel mit seinem spannenden interkulturellen Mix entdecken.
Die Schattenseite: Entsprechend gibt es eine dramatische Nachfragesteigerung im Immobilien- und Mietmarkt. Immer mehr macht die Rede von der Gentrifizierung des Stadteils die Runde. Das bedeutet steigende Mieten im Viertel, und dadurch eben auch die Gefahr einer Verdrängung der weniger zahlungskräftigen Teile der angestammten Bevölkerung. Und die macht sich durchaus Sorgen: »Ich habe nur eine kleine Rente. Wenn das hier mit den Mieten so weitergeht, kann ich mir meine Wohnung bald nicht mehr leisten.« (Theresa M., Oberhauserin) Und auch Murat G. (Geschäftsinhaber, Oberhauser) bemerkt : »Alles wird immer teurer. Einige meiner Kunden sind schon umgezogen. Es ist nicht mehr das alte Oberhausen.«
Gérôme Meißner, Leiter des Büros für Integrierte Stadtentwicklung beim Stadtplanungsamt, beschwichtigt jedoch: „Eine maßvolle ‚Gentrifizierung‘ tut dem Stadtteil durchaus gut, denn es bedeutet, dass mehr Kaufkraft ins Viertel kommt. Und wir sind noch weit entfernt von Kreuzberger Verhältnissen. Der Oberhausen-Boom ist ein Zeichen dafür, dass hier – ausgelöst durch Künstler und Kulturschaffende – sehr viel Spannendes geschieht, was eben viele Menschen anzieht. Dadurch werden mittelfristig aber auch viele Probleme abgemildert, wie z.B. der aktuell hohe Anteil von Kindern mit unzureichenden Deutschkennissen in den Grundschulen. Und die Infrastruktur im Viertel wird sich weiter verbessern. Wir müssen allerdings sehr darauf achten, dass wir ausreichend sozial geförderten Wohnraum anbieten, so dass die weniger finanzkräftigen Bewohner nicht gezwungen werden, das Viertel zu verlassen. Dieses Problem wird die Stadt angehen. Und wir müssen uns Strategien einfallen lassen, so dass nicht Boutiquen und Espressobars die Eckkneipen und subkulturellen Szeneläden verdrängen. Denn was Oberhausen heute so spannend macht, ist doch gerade die kulturelle Vielfalt, die hier zu finden ist.“
Aktuell hat die Stadtentwicklung im Kooperation mit dem Kultureferat sowie den privaten Initiativen »IN YOUR FACE« und »Die Bunten« ein neues Projekt angeschoben, dass der Entwicklung von Oberhausen nochmals eine neue Richtung geben könnte. Zumindest wird es das optische Erscheinungsbild des Stadtteils ändern – wenn es nach dem Konzept von Kulturreferent Manfred Hörr (Polit-WG) geht: »In Oberhausen wird das größte Street Art-›Freilichtmuseum‹ in Europa entstehen. Wir wollen als Anschub die Gestaltung von über 100 Häuserwänden durch KünstlerInnen initiieren. Dazu sollen Hauseigentümer, die eine Wand zur Verfügung stellen, eine einmalige Förderung erhalten, die Sie in Sanierungsmaßnahmen reinvestieren müssen (diese dürfen selbstverständlich nicht zu Mieterhöhungen führen). Auch die Künstler sollen – neben der Kostenerstattung für das Material – angemessen vergütet werden. Trotzdem wird dieses Projekt wesentlich günstiger sein als jeder Museumsbau. Und es wird viele neugierige Urban-Art-Interessierte nach Oberhausen locken. Wir hoffen aber, dass das erst der Anfang ist, und viele Eigentümer auch ohne Förderung nachziehen werden. So oder so, unser Projekt wird das Stadtbild in Oberhausen noch bunter und lebendiger machen.« Damit hat Hörr sicher recht, aber es wird nicht jeden Oberhauser freuen.
Wir erinnern uns: 2014 – Die Heimatzeitung reagierte verschnupft auf die Polit-WG Wahlkampfzeitung „Augsburg Allgemein“, der Zukunftsausgabe einer fiktiven Augsburger Tageszeitung, datiert auf den März 2020.
„Augsburg Allgemein“ skizzierte, wie Augsburg nach 6 Jahren unter einer Regierung der Polit-WG aussehen würde.
Die Heimatzeitung ließ es sich nicht nehmen die Verbreitung dieses „Konkurrenzprodukts“ mit juristischen Schritten, incl. Einstweiliger Verfügung, einer Strafandrohung über 250.000 €, zu unterbinden. Satire kann teuer werden.
Wir haben uns entschlossen unsere Visionen für Augsburg 2020 als digitalen Rückblick in loser Folge zugänglich zu machen. Auf die beanstandete Printform verzichten wir – bis auf weiteres.
Wir finden es spannend und schön, dass sich die Themen der Polit WG von 2014 nun in einer ganzen Reihe aktueller Wahlprogamme der Mitbewerberinnen wiederfinden.
Polit-WG